Der äußerst starke Gewitterregen in der Nacht zum Samstag hat den Feuerwehren eine Rekordzahl an Einsätzen beschert und betroffenen Anwohnern viel Arbeit. Schwerpunkt war diesmal die Gemeinde Efringen-Kirchen.
[In Egringen hatten betroffene Anwohner…turzbächen von Samstagfrüh viel zu tun | Foto: Ulrich Senf]
In Egringen hatten betroffene Anwohner nach den Schlammsturzbächen von Samstagfrüh besonders viel zu tun Foto: Senf
In der Gemeinde Efringen-Kirchen waren die Feuerwehren an insgesamt 86 Stellen gefordert. Im Vorderen Kandertal war vor allem Wollbach betroffen, auch in Fischingen war die Feuerwehr gefragt. Die Einsätze zogen sich bis zum Samstagabend hin. Feuerwehrkommandant Werner Schmid ist bei alldem dennoch froh, dass zumindest keine Verletzten zu beklagen sind.
Gegen 0.50 Uhr war bei der Leitstelle in Lörrach am Samstagfrüh der erste Notruf eingegangen, wie Werner Schmid, Gesamtkommandant in Efringen-Kirchen, berichtete. Die Feuerwehr musste in die Neusetze in Efringen-Kirchen ausrücken. Daraufhin seien im Minutentakt weitere Meldungen über Wassernot auch aus Ortsteilen und von mehreren Verbindungsstraßen gemeldet worden. Mit Ausnahme von Huttingen und Kleinkems seien alle Ortsteile betroffen gewesen. „Wir haben uns daher sehr früh entschieden, unsere Führungsunterstützungsgruppe zu alarmieren und zugleich Vollalarm für alle Abteilungen auszulösen“, so Schmid. Bei Kleinkems betroffen war allerdings erneut der Bereich am Gießenhof, auch die Straßenmeisterei war dort im Einsatz.
Wasser floss in Keller, Einliegerwohnungen, Hobbyräume und Garagen, nur zum geringeren Teil wurde es durch die Kanalisation ins Haus gedrückt, wie Werner Schmid erläuterte, zum größten Teil schossen Wassermassen mit Schlamm und Geröll von den Hängen über Straßen hinunter bis in die Häuser. Bei einem derartigen Regen seien immer zwei Faktoren ausschlaggebend, erinnerte Werner Schmid, die Literzahl und die Zeit. Bürger hatten der Feuerwehr berichtet, dass bis zu 60 Liter Regen pro Quadratmeter in der knappen Stunde, die das Unwetter dauerte, gemessen worden waren. „Das ist massiv“.
Was für Feuerwehrkommandant Schmid vor allem auffallend war: Dass es diesmal Wasserprobleme an ganz neuen Stellen gab, auch in Häusern, die schon 50 bis 100 Jahre stehen und nie ein Wasserproblem hatten, lief jetzt der Keller voll. Die gravierendsten Auswirkungen hatte der Starkregen in Egringen, wo die Feuerwehr in der Brühlstraße, am Läufelberg, am Reinacherweg und Rötebrunnen gefragt war. Im Bereich der Brühlstraße hatte das Wasser in zwei Kellern Öltanks aufgeschwemmt. Im einen Fall handelte es sich um einen geschweißten Tank, wie Schmid berichtete, der durch das Abpumpen des Wassers wieder stabilisiert werden konnte. Schwieriger war ein zweiter Fall mit einem sogenannten Heizölbatterietank, bei dem vier Tanks von jeweils 1500 Litern Fassungsvermögen aneinandergehängt sind. Da sich zwei nicht mehr voll gefüllte Tanks beim Aufschwimmen querlegten, lief Heizöl aus. Da dies im geschützten Bereich entstand, konnte eine Fachfirma am Samstag das Ausgelaufene bergen und entsorgen. Für betroffene Anwohner und Helfer dauerte das große Aufräumen den ganzen Samstag.
Die Haupteinsatzgebiete in Efringen-Kirchen waren an der Neusetze, im Lettenweg, beim Breitenstein, in der Hunnsgasse, am Kapfrain, im Gässle, im Bromen, in der Baslerstraße, im Hölzeleweg und an der Bahnhofstraße. In Welmlingen war der Schwerpunkt um den Lettenbach. Dafür wurden in der Nacht noch 160 Säcke mit Kalksand aus dem Kalkwerk Istein geholt. Betroffen waren auch Anwesen an der Haselstraße.
Diesmal traf es auch Häuser, die bisher nie betroffen waren
In Wintersweiler waren die Kirchgasse und die Verbindungsstraße nach Welmlingen betroffen. Erneut lief Wasser in den bereits zweimal in den vergangenen Wochen überschwemmten Kindergartenkeller, das Wasser stand mehr als knietief. Glück im Unglück: Die Sanierung hat noch nicht begonnen. Wasser- und Schlammmassen wälzten sich hinter Wintersweiler den Katzenberg hinab. Der Kindergarten wurde dieses Mal vom Sportplatz her unter Wasser gesetzt. Da somit auch der Kindergarten-Spielplatz arg in Mitleidenschaft gezogen wurde, musste das Sommerfest des Kindergartens am Sonntag in den Hof des Rathauses verlegt werden. Ironischerweise lautete das Thema des Festes „die vier Elemente“. Auch die Keller der bereits vor zwei Wochen betroffenen Wohnhäuser wurden erneut geflutet. „Die Trocknungsgeräte können wir jetzt glatt stehen lassen“, zeigte Thomas Näger, einer der betroffenen Hauseigentümer, Galgenhumor.
In Istein war die Vorstadt betroffen, die Neue Straße, die Fischerau und die Straße am Kehrenweg. Durch den starken Regen waren vom alten Kehrenweg Geröll und Steine so groß wie Handbälle ins Dorf geschwemmt worden. In der Vorstadt bahnte sich das Wasser den Weg in einen Hof und floss von dort in zwei Keller. In Mappach war die Feuerwehr in der Bergstraße gefordert.
Die Haupteinsatzzeit dauerte laut Werner Schmid bis 8 Uhr früh am Samstag, alle neun Abteilungen der Feuerwehr Efringen-Kirchen mit rund 200 Kräften waren da im Einsatz sowie sämtliche Fahrzeuge. Ebenso war der Werkhof der Gemeinde gefordert, Bürgermeister Schmid war während der ganzen Nacht im Lagezentrum, das im Feuerwehrhaus in Efringen-Kirchen eingerichtet war. Gegen Morgen machte er sich ein Bild der Schäden bei einer Rundfahrt. Die Ortsvorsteher standen ihren Abteilungskommandanten unterstützend bei. Manche Bürger stellten erst im Laufe des Samstags ihre nassen Keller fest, sodass den ganzen Tag über bis gegen 20 Uhr Alarmrufe bei der Leitstelle eingingen, die aber von einer reduzierten Mannschaft abgearbeitet werden konnten, so Werner Schmid. In den meisten Fällen galt es, tiefliegende Räume leer zu pumpen, auch Tiefgaragen waren betroffen. Angesichts der Fülle der Aufgaben mussten Hilfesuchende Wartezeiten in Kauf nehmen. Das DRK leistete wieder wertvolle Arbeit bei der Versorgung der Feuerwehr, betont Werner Schmid.
In Eimeldingen wurden keine Schäden bekannt, 18 Feuerwehrleute von dort standen den 15 Feuerwehrleuten in Fischingen zur Seite, da ein Teil der Fischinger Feuerwehr derzeit auf Ausflug in München ist, wie Kommandant Harald Lehmann der Badischen Zeitung am Telefon berichtete. Bürgermeister Moick und die Ausflügler wären aber sofort zurückgekommen, wäre es nötig gewesen, betonte er. Der Riedmattenbach war über die Ufer getreten, Wasser war in Häuser gelaufen und die Gärtnerei Hoch-Reinhard wurde überflutet. Insgesamt gab es neun Einsatzstellen.
Im Bereich Kandern war Wollbach ein Schwerpunkt, wie Kommandant Günter Lenke berichtete. Die Feuerwehren von Kandern und Wollbach waren im Bereich Wollbach und Nebenau gefordert, dort gab es rund zehn Einsätze, in Kandern zudem drei Einsätze. Vor allem von Hängen herunterkommendes Schlammwasser und Geröll waren das Problem.