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BZ 19.1.24 Kein Gerätehaus genügt den Anforderungen

Jan 19, 2024

BZ-Interview
Feuerwehrkommandant von Efringen-Kirchen: Keins unserer Gerätehäuser genügt den Anforderungen
Badische Zeitung Fr, 19. Januar 2024 von Hannes Lauber

Efringen-Kirchen will die Zahl der Feuerwehrstandorte verringern. Einige Gemeinderäte taten sich damit schwer. Feuerwehrkommandant Philipp Haberstroh erstaunt das. Er befürwortet die Idee.

Kommandant Philipp Haberstroh will die Feuerwehr gut aufstellen, aber auch die Finanzen der Gemeinde nicht überstrapazieren. Foto: Hannes Lauber

BZ: Herr Haberstroh, der Gemeinderat hat im Dezember die Standortanalyse für die Feuerwehren mit 12:5 Stimmen befürwortet und damit beschlossen, dass mittel- bis langfristig die Zahl der Gerätehäuser verringert werden soll. Dass es dabei Wortmeldungen gegen eine vorzeitige Festlegung auf Standortschließungen gab, hat sie verwundert. Weshalb?
Philipp Haberstroh: Dass nach Möglichkeiten gesucht werden soll, wie die Zahl der Gerätehäuser verringert und damit die Gemeinde finanziell entlastet werden kann, war bereits im April beschlossen worden. Nun ging’s eigentlich nur noch darum, wer diese Untersuchung machen soll. Eine Rückkehr zur Grundsatzdiskussion zeigt aber, dass die Debatte im Gemeinderat trotz Abstimmung noch nicht abgeschlossen ist. Das verunsichert die ehrenamtlichen Kräfte und führt dadurch zu einer Demotivation.

BZ: Halten Sie es denn als Feuerwehrkommandant für richtig, die Zahl der Standorte zu reduzieren?
Haberstroh: Wenn ich das nur durch die Feuerwehrbrille betrachte, wäre es mir lieber, wir könnten alle Gerätehäuser behalten. Alle wären zufrieden, es gäbe keine Unruhe, wir wären überall gut vertreten und schnell vor Ort.

Philipp Haberstroh ist seit 2017 Kommandant der Feuerwehr Efringen-Kirchen, davor war er seit 2013 Stellvertreter des Kommandanten. Hauptberuflich arbeitet er bei Syngenta in Basel. Haberstroh ist in Kleinkems aufgewachsen und wohnt derzeit in Istein.

BZ: Aber es gibt noch andere Gesichtspunkte?
Haberstroh: Ja. Die Feuerwehr und die Gefahrenabwehr sind nur ein Teil der Aufgaben, die die Gemeinde zu bewältigen und zu finanzieren hat. Und wenn Verwaltung und Gemeinderat zu der Einschätzung kommen, dass sie nicht über ausreichende finanzielle Mittel verfügen, um die Feuerwehr in der bisherigen Form zu erhalten, dann ist es vernünftig und richtig, darüber nachzudenken, wie man mit weniger finanziellem Aufwand eine schlagkräftige Feuerwehr sichern kann. Deshalb habe ich im Gemeinderat darauf hingewiesen, dass wir uns als Feuerwehr dem Gemeinwohl verpflichtet sehen und den Beschlussvorschlag mittragen. Dies aber nur, wenn klar ist, dass die Feuerwehr nur einen Teil zur Lösung der Aufgabe beitragen kann.

„Wir kommen mit den Gerätehäusern zurecht, aber die Unfall-Kasse nicht.“

BZ: Das Problem sind also offenbar die neun Gerätehäuser. Woran mangelt es denn?
Haberstroh: Wenn Sie uns Feuerwehrleute fragen, würde ich sagen, wir kommen zurecht. Aber die Unfall-Kasse, bei der unsere Feuerwehrleute versichert sind, sagt, dass keines unserer Feuerwehrhäuser zeitgemäßen Anforderungen genügt. Sie sind zu klein, rund um die Feuerwehrautos ist zu wenig Platz, es besteht Verletzungsgefahr, auch die Umkleiden und Sanitäranlagen reichen nicht mehr aus, weil immer öfter auch Frauen Dienst tun. Von 265 Aktiven in den neun Abteilungen sind derzeit immerhin knapp ein Dutzend Frauen. Hinzu kommt, dass in Zukunft keine Zuschüsse für neue Fahrzeuge mehr fließen, wenn nicht sichergestellt wird, dass sie an einem normgerechten Stellplatz stehen.
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BZ: Und das bedeutet, dass alle Gerätehäuser umgebaut oder erweitert werden müssten?
Haberstroh: Ja, wenn auch nicht sofort. Den Anfang machen wir jetzt mit dem Gerätehaus in Efringen-Kirchen. Die Gerätehäuser der Abteilungen sind zwar kleiner, aber dennoch kann man sich vorstellen, welcher Kostenberg sich vor der Gemeinde auftürmen würde, zumal immer auch noch neue Fahrzeuge und Ausrüstung beschafft werden müssen.

„Unser Anspruch ist es, zehn Minuten nach der Alarmierung am Einsatzort zu sein.“

BZ: Ist denn auch die sich verändernde Zahl der Aktiven ein Anlass für die angestrebte Reduzierung der Standorte?
Haberstroh: Ja und Nein. Wir sind eigentlich sehr gut mit aktiven Mitgliedern besetzt. Während im Landesschnitt ein Prozent der Bürger in der Feuerwehr Dienst tut, bringen wir es in Efringen-Kirchen auf drei Prozent. Unser Anspruch ist es, die gesetzlichen Vorgaben zu 100 Prozent zu erfüllen und zehn Minuten nach der Alarmierung am Einsatzort zu sein. Das haben wir bis 2022 fast immer geschafft.

BZ: „Fast immer“ heißt aber auch, dass Sie an Grenzen stoßen.
Haberstroh: Stimmt. Teilweise stehen in den kleinen Abteilungen eben nicht mehr immer genügend Feuerwehrleute zur Verfügung, um so zügig ausrücken zu können, wie wir uns das wünschen.

„Mit einer Tagesalarmgruppe können wir gewährleisten, dass immer die nötigen vier Atemschutzträger mit im Einsatz sind.“

BZ: Und wie sorgen Sie unter diesen Umständen dafür, dass Sie die selbst gesteckten Hilfsfristen noch einhalten können? Denn vermutlich sind gerade tagsüber viele Feuerwehrleute gar nicht verfügbar, weil sie auswärts arbeiten, womit sich das Problem noch verschärft.
Haberstroh: So ist es. Wir haben deshalb seit langem eine Regelung getroffen, wonach Einsätze bis zur Stufe 2, also Fahrzeugbrände ohne Personenschaden, von den Abteilungen selbst erledigt werden. Für alle Einsätze ab Stufe 3 haben wir neu eine Tagesalarmgruppe geschaffen, die von Feuerwehrleuten aus allen Ortsteilen gebildet wird und die immer parallel zur örtlichen Abteilung mit alarmiert wird. So können wir gewährleisten, dass immer die nötigen vier Atemschutzträger mit im Einsatz sind. Denn selbst bei einem Autobrand ist heute aus Gründen des Gesundheitsschutzes ein Einsatz mit Atemschutz Vorschrift.

BZ: Mit anderen Worten, auch der Feuerwehreinsatz erfordert schon jetzt bei vergleichsweise einfachen Einsätzen eine Konzentration der Kräfte und Kooperation der Abteilungen und nimmt eigentlich vorweg, was sich bei den Gerätehäusern anbahnt?
Haberstroh: Die abteilungsübergreifende Zusammenarbeit ist eine der großen Stärken unserer Feuerwehr. Es ist aber ein Unterschied, ob man als Abteilungen zusammenarbeitet oder mehrere Abteilungen zusammenlegt.