Katrin Fehr Fr, 18. Apr 2025, 10:56 Uhr
Efringen-Kirchen

Im vergangenen Jahr hat die Feuerwehr Blansingen ihr 150-jähriges Bestehen gefeiert. Foto: Jens Reinacher
Die Bedenken und offenen Fragen waren groß, zu groß. Der Ortschaftsrat Blansingen hat den Feuerwehrbedarfsplan 2025-2030 einstimmig abgelehnt. Und auch bei den Fragen aus der Bevölkerung wurde deutlich: Skepsis und Kritik überwiegen. Am Feuerwehrbedarfsplan, aber auch am Standortkonzept, das statt neun Abteilungen und Standorten bis 2040 vier vorsieht, und konkret an der Zusammenlegung der Feuerwehr Blansingen am Standort Nord mit den Feuerwehren von Egringen, Welmlingen und Wintersweiler. Es ging um die künftige Ausstattung, um die Kosten, Mannschaftsstärke, die Perspektive für das gesellschaftliche Leben im Ort, um den neuen Standort eines künftigen Gerätehauses außerhalb des Ortes. Einer der Zuhörer fragte: „Im Notfall fahren die Feuerwehrleute aus Blansingen am brennenden Gebäude vorbei zum Gerätehaus nach unten und kommen Minuten später dann wieder zurück?“ Das könne kein Bürger nachvollziehen.
Man kann den Ortschaftsräten und den Zuhörerinnen und Zuhörern wahrlich nicht nachsagen, dass sie es sich bei diesem komplexen Thema leicht gemacht hätten. Nicht im Vorfeld und nicht während der gut zweieinhalb Stunden dauernden Sitzung mit regem Austausch und sachkundiger Debatte. Einen Katalog mit fundierten und konkreten Fragen etwa hatten die Ortschaftsräte vorab gestellt, nach den umfassenden Erläuterungen und Erklärungen von Gesamtkommandant Philipp Haberstroh kamen neue hinzu. Und auch der stellvertretende Feuerwehrabteilungsleiter Mika Eichacker hatte eine Menge Anliegen.
Im Ort wird befürchtet, dass Blansingen „abgehängt“ werden könnte
Er befürchtet, dass Blansingen „abgehängt“ werde und Verlierer der Neustrukturierung sein könnte. „Das, was für die Gesamtheit gut ist, könnte es für Blansingen nicht sein.“ Allein wegen seiner erhöhten Lage hätte Blansingen einen Nachteil. Außerdem sorgte er sich um die Kosten der Umsetzung des Gesamtplans, um die künftige Mannschaftsstärke, um die Motivation der Kameraden zu den ge- und veränderten Bedingungen. Es ging ihm aber auch wie anderen um die Validität der Planung. Hier befürchtete er Lücken und Fehler im Konzept – und das bereits im Entstehungsprozess, etwa bei der Umfrage unter den Feuerwehrleuten.

Die Feuerwehr organisiert auch Feste, wie einst das Sommernachtsfest bei der Wolferhalle. Foto: Reinhard Cremer
Deutliche Kritik äußerte der Ortschaftsrat am im November 2024 vom Gemeinderat beschlossenen Standortkonzept, das erst die Basis für den Feuerwehrbedarfsplan sei. Vonseiten der Verwaltung sei versäumt worden, die Ortschaftsräte zu involvieren und anzuhören. Ortschaftsrat Andreas Weiß sagte: „Unsere Hauptsatzung sieht klar vor, dass wir als Ortschaftsrat für die Feuerwehr Blansingen anzuhören sind und sogar Vorschläge machen können.“ Philipp Haberstroh hätte sich auch eine andere Kommunikation gewünscht. Letztlich hätten viele in den Ortschaftsratssitzungen jetzt auch das Standortkonzept und dessen Folgen diskutiert.
Haberstroh erklärte, dass das Standortkonzept und daraus folgend der vorliegende Feuerwehrbedarfsplan als Teil eines großen Ganzes gesehen werden müsse. Thema war einerseits eine Verbesserung der Leistungsstärke der Feuerwehr und die Verbesserungen der Bedingungen, aber Anstoß vor allem das Gemeindeentwicklungskonzept, das – vom Gemeinderat beschlossen – grundsätzlich eine Reduzierung der kommunalen Gebäude in der Großgemeinde aus Kostengründen vorsieht.
Gesamtkommandant Haberstroh hofft, viele Feuerwehrleute überzeugen zu können
Die Frage der Personalsituation in den nächsten Jahren beschäftigte Mika Eichacker und die Ortschaftsräte. Noch nicht abzusehen sei, wie viele Feuerwehrleute überhaupt sich künftig engagieren würden oder wie man neue Kameraden gewinnen wolle, wenn das Feuerwehrgerätehaus nicht mehr vor Ort sei. Und wie sieht es dann mit der Leistungsstärke aus? „Wir haben die schlechte Erfahrung mit dem geschlossenen Kindergarten gemacht“, sagte Ortsvorsteherin Andrea Wahler. „Sozusagen aus den Augen, aus dem Sinn. Nun fällt auch vieles rund um den Kindergarten im Ort weg.“ Ähnliches könnte, befürchtete sie, auch bei der Feuerwehr passieren. Auf die Frage von Claudia Straub, welche Hebel es noch gebe – außer einer Aufwandsentschädigung, die auch ins Spiel gebracht wurde und die Haberstroh als Idee und als Mittel der Wahl nicht grundsätzlich ablehnte –, sagte er: „Die moderneren Arbeitsbedingungen und grundsätzlich mehr Wertschätzung der Feuerwehr gegenüber.“ Haberstroh hofft, dass es gelingt, möglichst viele aus allen Abteilungen auf dem Weg bis 2040 „mitzunehmen“ und überzeugen zu können. „Es geht uns auch um das Kameradschaftliche und darum, dass jeder eine Heimat, seinen Platz hat.“ Und für das soziale und gesellschaftliche Leben, das die Feuerwehr maßgeblich bereichert, gelte es auf jeden Fall, Nachfolgeorganisationen zu finden oder zu gründen.