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BZ 22.2.24 Neue Strukturen sorgen für Frust und Zwist bei Feuerwehren im Kreis Lörrach

Feb 22, 2024

Badische Zeitung Do, 22. Februar 2024 Von Karhrin Ganter

Viele Feuerwehren im Kreis Lörrach müssen sich neu aufstellen: Abteilungen werden gebündelt, alte Wachen geschlossen und in neuen Gebäuden konzentriert. Das ist nötig, sorgt aber für Zwist und Frust.

Gemeinden sind verpflichtet, leistungsfähige Feuerwehren zu unterhalten. Doch das ist teuer. Daher müssen kleinere Wehren fusionieren. Foto: Patrik Müller

Die Feuerwehrlandschaft ist in einer Umbruchphase. Viele Gerätehäuser sind in die Jahre gekommen und entsprechen nicht mehr dem Stand der Technik. Sie alle zu sanieren, würde die Kommunen finanziell überfordern. Gleichzeitig sind sie gesetzlich verpflichtet, eine leistungsfähige Feuerwehr zu unterhalten. Um dem gerecht werden zu können, arbeiten Gemeinden und Feuerwehren an Lösungen. Es sind Großprojekte, die mit der Einrichtung größerer, zentraler Feuerwachen einhergehen. Abteilungen werden zusammengelegt.

Nur zwei Übebleibende in Weil-Märkt

Das sorgt bei Wehrleuten für Unmut. Die Entscheidung, in Weil am Rhein die Abteilungen Haltingen, Ötlingen und Märkt in einer neuen Feuerwache in Haltingen zu bündeln, sorgte 2021 für einen Massenaustritt in Märkt. 15 von 18 Feuerwehrmännern reichten ihr Austrittsgesuch ein. Die Stadt Weil am Rhein gab den Gesuchen statt. Formal besteht die Abteilung jedoch weiter. Die zwei verbliebenen Märkter Feuerwehrleute üben und arbeiten nun in der Abteilung Haltingen mit. Die Hoffnung, neue Mitglieder für Märkt zu finden, hat sich nicht erfüllt.

16 angekündigte Austritte in Warmbach

In Rheinfelden steht der Umzug ins neue Feuerwehrgerätehaus bereits vor der Tür, Ende April soll es so weit sein. In der zentralen Feuerwache in Rheinfelden werden die Abteilungen Stadt, Warmbach, Nollingen und Karsau gebündelt. Die Planungen für das neue, 16 Millionen Euro teure Haus begannen 2016. Der damalige Kommandant Dietmar Müller empfahl Anfang 2023 den anderen Kommandanten im Kreis, sie sollten bei Zusammenlegungen mit nachvollziehbaren Argumenten ins Feld ziehen und verstärkt das Gespräch mit den Beteiligten suchen. Doch alle konnten nicht überzeugt werden: Bei der letzten Hauptversammlung in Warmbach kündigten im Januar 16 von 24 Wehrleuten an, den Dienst zu quittieren, unter ihnen Abteilungskommandant Kevin Trüby.

Verhärtete Fronten im Kleinen Wiesental

Zur Eskalation kam es 2023 im Kleinen Wiesental. Dort gibt es noch immer die acht Abteilungen der ehemaligen Gemeinde. Schon im Vorfeld einer Standortanalyse waren die Fronten verhärtet. Im Oktober stimmte der Gemeinderat gegen die Wiederwahl von Thorsten Hornsteiner als Kommandanten: Die Zusammenarbeit mit dem Gremium und der Verwaltung stimme nicht. Daraufhin lehnte Hornsteiners Stellvertreter Jochen Schwald wiederum seine Wahl ab. Im Januar kam es zu einem moderierten Krisengespräch, Ende Januar wurde Hornsteiner dann doch vom Gemeinderat im Amt bestätigt. Die Suche nach einem zentralen Standort im Kleinen Wiesental dürfte nicht leicht werden.

Standortsuche in Lörrach

Noch vor dem entscheidenden Schritt steht man in Lörrach, wo ein Standort für eine Feuerwache Nord gesucht wird. Sie soll neue Heimat für die Abteilungen Brombach, Haagen und Hauingen werden, deren Wachen stark sanierungsbedürftig sind. Da die angedachten Standorte Füssler-Areal und Lauffenmühle allerdings zu lange Ausrückzeiten für das gesamte nördliche Stadtgebiet haben, wird nun eine Lösung mit zwei Standorten gesucht.

Zweiter Anlauf in Schopfheim

Ähnlich ist die Lage in Schopfheim: 2020 wurde der Plan einer neuen Feuerwache West nahe der Bundesstraße begraben. Vor allem in der Abteilung Langenau war man wenig begeistert. „Es hat sich gezeigt, dass die meisten Feuerwehrleute nicht mitgehen“, sagte Bürgermeister Dirk Harscher damals. 2023 wurden die Planungen für eine Zusammenlegung wieder aufgenommen. So könnte es zwei zentrale Standorte geben, zudem soll wegen der geografischen Lage Gersbach erhalten werden. In diesem Jahr soll die Planung konkretisiert werden.

Untersuchung in Efringen-Kirchen läuft

In Efringen-Kirchen hat der Gemeinderat eine Untersuchung in Auftrag gegeben, auf wie viele Standorte man die derzeit neun Feuerwehrhäuser in sämtlichen Ortsteilen reduzieren kann. Ob Abteilungen fusioniert werden oder selbständig erhalten bleiben, ist noch nicht diskutiert. In Efringen-Kirchen waren es bislang vor allem Gemeinderäte, sie sich mit einer Reduzierung der Standorte schwertun, während Feuerwehrkommandant Philipp Haberstroh es als vernünftig ansieht, angesichts der finanziellen Mittel der Gemeinde darüber nachzudenken, wie mit weniger finanziellem Aufwand eine schlagkräftige Feuerwehr gesichert werden könne.

Bad Bellingen hat die Diskussion lange hinter sich

Ein Ort, in dem man die Entwicklung in den anderen Wehren mit Gelassenheit betrachten kann, ist Bad Bellingen. Dort wurde bereits 2003 eine zentrale Wache gebaut, die Abteilungen Rheinweiler, Bamlach und Bad Bellingen zusammengelegt. Nur Hertingen blieb eigenständig. Zwar gab es Austritte, doch auch Ideen für die Kameradschaft vor Ort: Feuerwehrvereine wurden gegründet, die das gesellschaftliche Engagement in den Dörfern weiterführten, das bis dato bei den Wehren lag.

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