Ab Januar werden Innenausrüstung und Technik entfernt, die Stollen werden dann im Zuge weiterer Kalksteingewinnung abgebaut.
EFRINGEN-KIRCHEN. Vor nunmehr zehn Jahren hat sich die Bundeswehr aus Efringen-Kirchen zurückgezogen. Deren Gebäude nutzt die Bundespolizei, die unterirdischen Anlagen aber werden nicht mehr gebraucht und sollen nun zurückgebaut werden. Werner Schmid hat es bei seiner Verabschiedung als Kommandant der Gesamtfeuerwehr angekündigt. Denn der Rückbau bringt der Feuerwehr eine Herausforderung: Sie hat dabei die Rettung der Arbeiter zu gewährleisten und für den Brandschutz zu sorgen.
Bei der Aufgabe kann die Feuerwehr an ihre Erfahrung als Katzenbergtunnelfeuerwehr anknüpfen. Der Katzenbergtunnel habe zwar eine andere Dimension, sagte Werner Schmid bei seine Abschiedsfeier, „jedoch muss auch dieses Projekt in derselben Präzision abgearbeitet werden.“ Werner Schmid hat sich bereiterklärt, die Koordinierung dieser Sonderaufgabe zu übernehmen. Es werde eine spezielle Einsatzmannschaft dafür zusammengestellt. Die Feuerwehr Bad Bellingen wird bei besonderen Notfällen hinzugezogen.
Schon 2008 hatte es erste Gespräche zwischen Aufsichtsbehörden, Gemeinde beziehungsweise Feuerwehr und der Bundesimmobilienverwaltung (Bima) gegeben, die Besitzerin der Untertageanlage (UTA) ist. Jetzt erst sind aber die Voraussetzungen für den Rückbau geschaffen. Im Februar wurde zwischen der Gemeinde und der Bima ein öffentlich-rechtlicher Vertrag darüber geschlossen, erläutert die Bima auf BZ-Nachfrage. Darin verpflichte sich die Gemeinde, mit ihrer Feuerwehr die bei den Arbeiten gegebenenfalls nötigen Rettungs- und Sicherheitsleistungen zu erbringen. Die Bima werde der Feuerwehr noch spezielle Ausrüstung und Brandschutzanlagen für die Hilfeleistungen bereitstellen.
Nach dem derzeitigen Terminplan sollen die Vorarbeiten bis Ende des Jahres abgeschlossen sein. „Der eigentliche Rückbau soll Anfang 2018 beginnen und voraussichtlich im Mai 2019 beendet sein“, so Bima-Pressesprecher Thorsten Grützner.
Für die Bima gibt es keine Alternative zum Rückbau. Die Stollen könnten aus Kostengründen nicht gewerblich genutzt oder vermietet werden, macht der Pressesprecher deutlich. Sie könnten auch nicht mit Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren befahren werden. Ein Weiterbetrieb würde stets Aufwand für Bewirtschaftung und Bauunterhaltung nach sich ziehen. „Deshalb hat die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben ein wirtschaftliches Interesse daran, den Betrieb der Anlage einzustellen.“
„Bis auf einen Teil des Kopfbauwerkes wird letztlich alles zurückgebaut“, hält Thorsten Grützner fest. Dafür gibt es – grob gesagt – drei Phasen. Die erste umfasst die Vorbereitungsarbeiten. Dafür laufen laut Werner Schmid die Planungsgespräche, denn ab 1. September ist die Feuerwehr schon gefragt, wenn in die Stollen provisorische Belüftung, Beleuchtung und Löschwasserversorgung eingebaut werden. Während die bestehende Technik ausgebaut wird, muss die provisorische funktionieren. Welche Firma den Rückbau übernimmt, steht noch nicht fest. Die Ausschreibung der Arbeiten werde vorbereitet, so die Bima. Die zweite Rückbauphase beginnt am 1. Januar 2018, wenn aus Stollen und Kopfbauwerk Anlagen und Anlagenteile ausgebaut werden, von denen, wie es der Sprecher ausdrückt, „im Falle einer Außerbetriebnahme der UTA eine Gefahr für das Schutzgut Grund- und Oberflächenwasser ausgehen könnte“. Auch der Tiefbrunnen werde verschlossen. Für die dritte Rückbauphase sorgt dann das Kalkwerk Istein, das die Stollen bei seiner weiteren Kalksteingewinnung mit abbauen wird.
DAs Sanitätshauptdepot
» Die Geschichte: Geplant wurde das Sanitätshauptdepot in Efringen-Kirchen schon in den 1950er-Jahren. Ab 1967 entstanden nach und nach mehrere Gebäude und eine Untertageanlage, 1974 bis 1978 erfolgte deren technischer Ausbau. Die Wende löste eine Strukturreform in der Bundeswehr aus, Ende der 1990-er Jahre gab es erste Gerüchte über die Schließung des Standorts, 2003 wurde diese vom Verteidigungsministerium beschlossen, 2007 vollzogen. 2005 bezog die Bundespolizei die Gebäude.
» Aktuelles: Der frühere Bürgermeister Wolfgang Fürstenberger hatte sich sehr um eine neue Nutzung für die unterirdische Anlage bemüht. Immer wieder scheiterten die Pläne an den Sicherheitsauflagen der Bundesimmobilienverwaltung (Bima), der die Untertageanlage gehört. Der Beschluss zum Kalkabbau im Gewann Kalkgraben besiegelte das Verwinden der Stollen im Zuge der weiteren Kalksteingewinnung. Ab 1. Januar 2018 werden nun Inneneinrichtung und -ausrüstung sowie technische Anlagen ausgebaut.
Die Untertageanlage umfasst eine Grundfläche von circa 36 000 Quadratmetern. 4,6 Kilometer lang sind die Gänge, zu denen zwei Zufahrts-, vier Verbindungs-, 16 Lagerstollen sowie drei Sonderstollen gehören.